Pressen

Das traditionelle Druckpressen in der Porzellanherstellung

 
 

Druckpressen von Flachteilen

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit dem traditionellen Pressen von Porzellan. Diese Fertigungsmethode eignet sich sowohl für Flachteile (z.B. Platten), als auch für Hohlteile (Schalen) und wird für alle Artikel angewendet, die sich nicht durch das erheblich günstigere Drehen (Eindrehen von Hohlteilen) bzw. Rollen (Überrollen von Flachteilen) herstellen lassen. Dies trifft zu für asymmetrische, rechteckige und quadratische Porzellanartikel.

Die flüssige Porzellanmasse - der sog. Schlicker - wird über Druckschläuche oder Leitungen in einen Turm eingepresst, in dem mehrere Pressformen aufeinandergestapelt sind. Dabei bahnt sich die Masse ihren Weg von Form zu Form von unten nach oben und füllt nacheinander die zweiteiligen "Negativformen" mit der Porzellanmasse vollständig aus. Diese Presstürme beinhalten mehrere Formen übereinandergestapelt und werden mit großen Gewindepressen arretiert.

Solche Pressformen sind die teuersten, größten und schwersten Gipsformen in der Porzellanherstellung. Während bei den Drehformen eine Arbeitsform ausreicht, müssen bei Pressformen zwei Teile als Ober- und Unterteil angefertigt werden. Damit ist der erhebliche Preisunterschied zwischen einem runden Teller und einer gleichgroßen eckigen Platte erklärt.

Während diese Fertigungsart in Deutschland inzwischen eher selten und durch das automatische Druckpressen ersetzt ist, werden weltweit mit der Druckpressmethode überaus effizient Hohl- und Flachteile hergestellt. Die Arbeitsformen des Pressen werden überwiegend als Gipsformen angelegt.

 

 
 
Die flüssige Porzellanmasse wird unter hohem Druck in den Pressturm "eingeschossen" und durchdringt den "Einlasskanal" - Bild oben "Pfeil 1". Aus dem Einlasskanal dringt die Masse dann in das Innere der Gipsform durch den wesentlich kleineren Formenkanal - Bild oben "Pfeil 2".
 
Nach einer Ruhe- und Trocknungsphase sollte die Gipsform dem Schlicker etwa 30% Feuchtigkeit entzogen haben.
 
Mit Druckluftpistolen wird der noch verformbare Körper behutsam von der Gipsform getrennt und vorsichtig auf die Trocknungswagen gestülpt. Würde man den Porzellankörper einfach abziehen, hätte man nur noch Porzellanfetzen in den Händen. Diese Arbeit erfordert ein besonderes Geschick, denn in diesem Fertigungsabschnitt ist das Deformationsrisiko besonders hoch. Ein wenig Druck zu viel, und das Porzellanteil hat Dellen und Deformationen.
 
Diese Produktionsmethode ist Schwerstarbeit und den Männern vorbestimmt. Formen großer Artikel - wie z.B. Platten von 40 und 50 cm - können befüllt bis zu 30 kg wiegen!
 
Man erkennt druckgepresste Flachteile meist an einem kleinen Wulst oder einer Unebenheit am Stellring unten an der Platte, der bei mangelhafter Sorgfalt vor dem Brand durch ausbleibendes Ausputzen - bzw. nach dem Brand durch fehlendes Polieren - als scharfe Kante sichtbar bleibt.
 
 

 

Druckpressen von Hohlteilen

Das Prinzip der Fertigung ist dem Grunde nach gleich der Herstellung von Flachteilen und unterscheidet sich nur durch das Innere der Druckpressform. Während beim Druckpressen von Flachteilen die Form vollständig mit Schlicker ausgefüllt wird,

 

ragt die Form der Schale oder Bowl stempelförmig aus der Gipsform heraus (Bild oben "Pfeil").  Zwischen dem Oberteil und dem Unterteil ist nur ein minimaler Füllplatz verblieben, der die gewünschte Wandstärke des Hohlteils - nach Schwindung - darstellt. Anders als bei der Flachteilpressung wird der Schlicker durch diesen dünnen Hohlraum gepresst, bis der Hohlraum vollkommen befüllt ist. Dabei bewegt sich der Schlicker in beide Richtungen der Form - wie zwei kriechende Schlangen -, bis diese am Verbindungspunkt - diagonal zum Einlasspunkt - zusammentreffen und den Schalenkörper schließen.

Man erkennt druckgepresste Hohlteile ebenfalls - wie oben -  an dem kleinen Wulst oder der Unebenheit am Stellring, der bei mangelhafter Sorgfalt vor dem Brand durch mangelhaftes Ausputzen - bzw. nach dem Brand durch ungenügendes Polieren - als scharfe Kante sichtbar bleibt. Ferner kann es unter sehr ungünstigen Umständen auf dem Hohlteilkörper zu einer unerwünschten Nahtbildung kommen.


 

Druckpressen & plane Böden

Druckgepresste Artikel mit planem, unglasiertem Boden bedürften einer überaus sorgfältigen Nachbearbeitung, da der Einlasspunkt der Porzellanmasse einen markant sensiblen Einfluss auf Stabilität und Nutzung auf empfindlichen Oberflächen nimmt. Im Grunde sollte man Druckpressartikel mit planem Boden möglichst vermeiden, um späteren Reklamationen aus dem Wege zu gehen. Dies ist jedoch bei Schalen und Tellern mit aufsteigenden Wandungen oft leider nicht möglich.

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